Backland.News
Marburg

Hat Marburg eine Lösung zum Klimawandel?

In der Universitätsstadt steckt Innovationskraft: Das haben jüngst Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus Marburg bewiesen, die 2018 den Hauptpreis des internationalen Wettbewerbs auf dem Gebiet der Synthetischen Mikrobiologie gewannen. Ihre Nachfolger, das iGEM-Team 2019, schickt sich an, ebenso erfolgreich zu sein. Dabei stehen sie nicht nur vor wissenschaftlichen Herausforderungen, sondern auch vor finanziellen. Die Stadt Marburg und der Landkreis sichern Unterstützung zu.

Teilnehmer der iGEM-Teams 2018 und 2019 sprachen mit Oberbürgermeister Spies (Mitte) und Frank Hüttemann (3. v. r.) über die Unterstützung der Vorhaben.
(Fotos: Simone Schwalm)

„Das ist ein Projekt, das für die Region leuchtet“, sagte Oberbürgermeister Spies. Das Team tritt beim diesjährigen iGEM-Wettbewerb an. „iGEM“ – das steht für „International Genetically Engineered Machine“. Es handelt sich um einen internationalen, studentischen Wettbewerb im Bereich der Synthetischen Biologie in Boston.

Enormer Erfolg

Jedes Jahr nehmen Nachwuchswissenschafter der Philipps-Universität und des Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie als Team daran teil – im vergangenen Jahr mit außerordentlich großem Erfolg. Sie setzten sich gegen rund 6.000 Teilnehmende in 350 weiteren Teams durch und gewannen den Hauptpreis. „Marburg ist ein Stern am Himmel im Bereich der Synthetischen Biologie“, brachte es René Inckemann, einer der Betreuer auf den Punkt.

Der Oberbürgermeister im Gespräch mit einigen der Nachwuchswissenschaftler.

Die Erkenntnisse, die die iGEM-Teams liefern, finden auch medial große Aufmerksamkeit – so erwähnte etwa die englischsprachige Wochenzeitung „The Economist“ das Sieger-Team von 2018 mehrfach, berichtete Teamleiterin Vinca Seiler. Zudem brächten Forschung und Wettbewerb auch Unternehmensgründungen hervor und hätten eine entscheidende Bedeutung für Marburg und die Region.
Die Studierenden widmen sich einem Thema, das aktueller kaum sein könnte: dem Klimawandel. Sie wollen mit ihrer Forschung ihren Anteil zu Umwelt- und Klimaschutz beitragen.

Das Projekt:

Dabei geht es zunächst darum, einen neuen Organismus anzuzüchten und ihn als „neues Laborhaustier“ zu etablieren, wie Maurice Mager vom iGEM-Team erläuterte. „Dabei handelt es sich um den am schnellsten wachsenden, Fotosynthese treibenden Organismus – die Blaualge. Sie gehört zu den sogenannten CO2-fixierenden Bakterien.

Klimaneutrale Treibstoffe

Der Organismus kann Kohlendioxid aus der Atmosphäre nutzen, um daraus wirtschaftlich interessante chemische Stoffe herzustellen – etwa klimaneutrale Treibstoffe oder Bioplastik. In einem weiteren Schritt bemühen sich die Nachwuchsforscher darum, zu verstehen, wie der neu angezüchtete Organismus genetisch modifiziert werden kann. „Wir betreiben Grundlagenforschung und möchten quasi einen ‚Werkzeugkasten‘ für Gentechniker und auch andere iGEM-Teams entwickeln“, fasste der 22-Jährige zusammen.

Finanzieller Kraftakt

Die Studierenden stehen jedoch nicht nur vor den wissenschaftlichen Herausforderungen, sondern auch vor finanziellen. Denn: „Laborkosten und Wettbewerbs-Teilnahme sind sehr aufwändig“, sagte Mager. Durch Sachspenden von Unternehmen bekommt das iGEM-Team das Gros seiner Verbrauchsmaterialien, die rund 25.000 Euro kosten. Was bleibt, ist der Aufwand für die Team-Teilnahme selbst – von weiteren rund 20.000 und 30.000 Euro.

Sponsoren gesucht

Die Studierenden streben an, Personen und Institutionen zu finden, die langfristig Interesse daran haben, die iGEM-Teams für mehrere Jahre zu fördern. Die Stadt Marburg sowie die Initiative Biotechnologie und Nanotechnologie (IBiNa) haben die iGEM-Teams bereits finanziell gefördert. Stadt und IBiNA leisteten im vergangenen Jahr jeweils 2.000 Euro zur Unterstützung der Ausrichtung des sogenannten iGEM-Meetups in Marburg, das Treffen der deutschen iGEM-Gruppen.

Geld auch vom Kreis

Für die Teilnahme am internationalen Wettbewerb in Boston gab die Stadt Marburg einen Zuschuss in Höhe von 5.000 Euro, iBiNa überreichte einen Sonderpreis in Höhe von 5.000 Euro für den Gewinn des Marburger Teams. In diesem Jahr gibt es von der Stadt für die Wettbewerbsteilnahme einen Zuschuss von 2.500 Euro, IBiNa unterstützt erneut mit 2.000 Euro.
Erstmals wird auch der Landkreis Marburg-Biedenkopf das Projekt mit 3.000 Euro fördern. Darüber hinaus ist beabsichtigt, eine Podiumsdiskussion des iGEM-Teams organisatorisch zu unterstützen.